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Auf hoher See

Zwei Männer, unversöhnlich verfeindet, bestiegen zufällig dasselbe Schiff für eine Reise über den Ozean. Als sie davon erfuhren, dass ihr Todfeind an Bord war, gingen sie einander aus dem Weg, indem sich der eine zum Bug, der andere zum Heck des Schiffs begab. Und dort blieben Sie.

Eines Tages zog ein verheerender Sturm auf und das Schiff wurde zum Spielball der haushohen Wellen. In Todesangst bereiteten sich die Passagiere so gut es ging auf das Schlimmste vor. Der Sturm wütete in einer unglaublichen Lautstärke, sodass man kaum sein eigenes Wort verstehen kannte. Der Mann am Bug des Schiffs kämpfte sich auf die Brücke vor und schrie den Kapitän durch den tobenden Sturm an, ob das Schiff sinken werde. Der Kapitän hielt mit letzter Kraft das Ruder fest und schrie zurück, dass das durchaus möglich sein könnte.

Darauf schrie der Mann: „Bug oder Heck zuerst?  Was zuerst? Was geht zuerst unter?“ und gestikulierte wild nach vorne und nach hinten. Der Kapitän zeigte nach hinten und brüllte:  „Heck. Heck. Wahrscheinlich das Heck zuerst.“

Da entspannte sich der Mann und sagte zu sich: „Mein Todfeind zuerst. Dann wird mir mein Ende leicht sein.“

nach Äsop